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Andalusien vereint Temperament mit Entspannung, es ist grazil und rau zugleich. Historie und Gegenwart vermischen sich perfekt und formen eine Art Symbiose. Höhlenmenschen, Hippies, Künstler und der Jet Set, alle werden von der Magie Andalusiens in ihren Bann gezogen. Einige reizt mehr das Aussteigerleben in den Bergdörfern, andere vielleicht das Promenieren an den berühmten Stränden. Viele zieht es aber auch aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten, der Ausgewogenheit zwischen Natur und Stadt, Architektur und Kultur in ihren Bann.
Unser Ausgangspunkt der Andalusien Reise ist Malaga. Wir fahren die Küstenstraße entlang in Richtung Osten bis in die Berge vor Granada. In Nerja, einer attraktiven kleinen Touristenstadt beeindrucken die in verschiedenen Mustern gepflasterten engen Gassen. Der „Balcón de Europa“, eine Aussichtsterrasse in der Innenstadt, bietet schöne Blicke auf die umliegende Küste und gibt uns einen ersten Eindruck von der herrlichen Landschaft. Foto unten: Altstadt von Nerja
Hohe Brücken, eine steile Küstenstraße und später dann kurvige Bergstraßen lassen ein wenig Angstschweiß bei mir ausbrechen. Die seelischen Mühen werden aber schnell belohnt. In den Bergen der Alpujarras liegt der idyllische kleine Kurort Lanjarón, bekannt wegen seiner Heilwasserquellen. Die Schaufenster der Fleischer und Decken der Tapasbars sind behangen mit saftigen großen Schinken, die einem das Wasser im Munde zusammen laufen lassen.
In Órgiva, einem Bergdorf ein kleines Stücken weiter, wandern wir über Wiesen und durch enge Straßen. Granatäpfel, Feigen, Brombeeren und Wein wachsen hier wild am Wegesrand. Die Gärten der umliegenden Häuser bergen eine Fülle von Chilli, Orangen, Oliven und Paprikapflanzen, wunderschön und ursprünglich.
Die Stadt Granada liegt inmitten der grandiosen Bergwelt der Sierra Nevada. Dieser riesige Naturpark zieht im Sommer die Wanderer und im Winter die Skifahrer an. Unweit Granadas entdecken wir das bezaubernde Dorf Güejar-Sierra. Enge weißgetünchte, mit Blumen übersäte Gassen ziehen sich wie ein Labyrinth entlang eines Gebirgsfelsens. Chilli hängt zum Trocknen unter den Dächern und auf dem Marktplatz treffen sich die älteren Herren zum Nachmittagsplausch.
In Granada vereint sich die spanische Gelassenheit mit maurischer Baukunst. Die ehemalige maurische Königsresidenz strahlt auch heute noch eine unglaubliche Anziehungskraft aus, trohnt die Alhambra doch erhaben über der Stadt und zieht sofort jeden in ihren Bann. Eine eindrucksvolle Architektur voller verspielter Verzierungen, Innenhöfe und Springbrunnen, eingebettet in herrschaftliche Parkanlagen, versetzt uns in die Märchen aus 1001 Nacht. Bildschöne Ausblicke auf den gegenüberliegenden Albaicin, das ehemalige maurische Stadtviertel, lassen das Leben der Vergangenheit nur erahnen.
Foto unten: Die Alhambra in Andalusien ist ein faszinierendes Bauwerk, das man gesehen haben sollte
Wenn es Abend wird, beginnt das Leben in der Universitätsstadt zu pulsieren. Kinder spielen auf den Plätzen, Tauben picken die Krumen von der Erde, Einkäufe werden erledigt. Kurze Zeit später sind die Bars voll und auf den Straßen duftet es nach frischen Tapas.
Die Sonne schickt gerade die ersten Morgenstrahlen auf die unter uns liegenden Berge der Sierra Nevada, als wir in die gut 200 Kilometer entfernte Stadt Cordoba aufbrechen. Dort angekommen machen wir uns bewaffnet mit einem Stadtplan auf den Weg in die Mezquita, eine der größten Moscheen, die in ihrer Mächtigkeit ihresgleichen sucht. Bestehend aus 793 Säulen und einer Kathedrale in der Mitte war sie einst die wichtigste Moschee des islamisch geprägten Westens. Um das historische Bauwerk herum liegt der wunderschöne Altstadtkern der Stadt. Es bringt Spaß durch die gewundenen und verzweigten Gassen zu schlendern, in denen wir uns gerne verlaufen. Unzählige Plätze sind verziert mit Springbrunnen und die Innenhöfe der Häuser mit Blumen ausgeschmückt.
An der Burg des Alcazar de los Reyes Cristianos bietet der Park mit seinen farbenfrohen Blumenwiesen und den Springbrunnen ein Fest für die Sinne. Von der Burg selbst haben wir schöne Blicke in die nähere Umgebung. Eine Hochzeitsgesellschaft macht sich auf in den Alcazar, der heutzutage gerne für besondere Feiern genutzt wird und Braut und Bräutigam für diesen besonderen Tag zu Königin und König macht.
Wir fahren weiter in Richtung Sevilla und kommen an einer alten Kalifenstadt vorbei, der Medina Azahara. Für Archäologen ist diese Ruinenstadt bestimmt ein Geschenk Gottes, für uns einfach nur ein schöner Ausblick auf die umliegende Natur.
Foto: Der Plaza de España beeindruckt durch seine Archtiketur und ist ein beliebter Hintergrund für Hochzeitsfotografen
In Sevilla angekommen gehen wir als erstes zur Plaza de Espana. Ein von der Renaissance inspiriertes Gebäude besticht besonders durch 58 Mosaikgeschmückte Bänke, die historische Begebenheiten einzelner spanischer Regionen widerspiegeln. Dieses beeindruckende Gebäude beherbergt Galerien und ist mit dem Plaza de Espana besonders bei Hochzeitspaaren für Fotoaufnahmen beliebt.
Abends gehen wir ins Barrio de Santa Cruz. Hier reihen sich die Tapasbars aneinander und die engen Straßen in dem Viertel füllen sich mit Kneipengängern. Die leckeren Fischtapas sollte sich hier niemand entgehen lassen!
Am kommenden Morgen versuchen wir zum zweiten Mal in die Kathedrale zu kommen, aber eine riesige Warteschlange hält uns erneut davon ab. Stattdessen gehen wir direkt in die berühmte Stierkampfarena „Plaza de Toros de la Maestranza“. Zum Glück findet kein Stierkampf statt, aber uns läuft auch so ein kalter Schauer über den Rücken, als wir von unserem Tourguide hören, dass dem Stier nach dem Kampf die Ohren und der Schwanz abgeschnitten werden und je nach der Leistung des Toreros er bis zu beide Ohren plus Schwanz bekommt. Der Stier stirbt eh, so der Guide, also ist es ihm egal… Geschmackssache.
Ein sehr gut erhaltenes Gebäude mit einer imposanten Gartenanlage ist der Real Alcazar, ein dem Nasridenpalast in Granada ähnlichen maurischen Bauwerk. Der anmutige Palast ist eines der schönsten Zeugnisse christlicher Architektur unter islamischem Einfluss.
Nach einem Besuch im Casa de Pilatos, einem interessant gestalteten ehemaligen Herrenhaus aus einer Mischung von Renaissance, Gotik und maurischer Baukunst lassen wir die Füße am Ufer des Guadalquivir Flusses baumeln und blicken auf die Häuser der Altstadt.
Wir fahren weiter in Richtung Süden und stoppen in einem kleinen weißen Ort namens „Arcos de la Frontera“. Enge Gassen, hübsche weiße Häuser und steile Felswände beeindrucken uns. Nach kurzer Zeit geht es weiter eine kurvenreiche Landstraße entlang durch blühende Täler, weiße Dörfer und entlang grün bewachsener Berge in eines der meiner Meinung nach schönsten Dörfer Spaniens: Grazalema. Dieses bezaubernd unverfälschte und sehr überschaubare Dorf liegt inmitten der Bergwelt der Sierra de Grazalema und bietet sich als ideale Ausgangsbasis für Wanderungen in die Umgebung an. Wir selbst sind über Stock und Stein, durch Ziegenherden hindurch, über Privatgrundstücke, berauf und bergab etwa 6,5 Stunden marschiert. Es war eine „anstrengende“ aber großartige Tour und wir wurden immer wieder mit grandiosen Ausblicken belohnt. Das weiße Dorf Grazalema besticht durch enge Gassen mit einem charmanten Kirchplatz, Brunnen und wenigen aber geschmackvollen Geschäften und Restaurants mit teilweise sehr interessanten Speisekarten.
Nicht weit entfernt liegt Ronda, eine der ältesten Städte Spaniens. Besonders bei Stierkampf Besessenen ist Ronda ein Muss, aber die Stadt besticht auch durch die einmalige Lage und die von vielen Postkarten bekannte Brücke. Ende des 18. Jahrhunderts wurde eine etwa 150 Meter hohe Brücke über der steilen Schlucht des Rio Guadalevin erbaut, die auch heute noch eines der Wahrzeichen der Stadt ist. Souvenirläden und verschlungene Wege prägen die Altstadt.
Die Straße windet sich entlang einer schönen Gebirgskette, als wir nach Jimena de la Frontera fahren, einem kleinen Ort etwa 30 Km nördlich von Gibraltar. Hier sind wenig Touristen. In der Dorfbar trifft sich die Seniorenclique zum Stierkampffernsehen und einem Vino de Jerez, während draußen die Jugend mit lauter Musik die Straßen auf und ab fährt. In der milden Abendluft genießen wir einen Tinto de Verano, einem erfrischenden Getränk aus Rotwein und Limonade. Über uns leuchtet der Halbmond, am Giebel des gegenüber liegenden Hauses huscht eine Fledermaus vorüber und das treiben auf der Straße nimmt kein Ende.
Ein Aufenthalt in Andalusien ist nicht perfekt, wenn man nicht mindestens einmal ausgeritten ist. Nach einem herrlichen zweistündigen Ritt am Fluss entlang kommt es uns vor, als wohnen hier Elfen und Feen. Es ist ruhig, nichts stört die einsame Stille und ich falle in eine entspannte und zufriedene Lässigkeit und lasse meiner Fantasie freien Lauf. Eine ideale Art seiner Kreativität neuen Raum zu geben.
Weiter beflügelt wird mein Vorstellungsvermögen dann in einem von uns benannten „Wichtelwald“. Auf einem kleinen Berg befindet sich ein Korkeichenwald. Die Rinde der Bäume ist am unteren Stamm entfernt. Dort leuchtet der Stamm nackig und rot. Hin und wieder läuft uns eine Kuh über den Weg, ansonsten herrscht totale Stille. Nur das Rauschen der Blätter ist zu hören. Als wir aus dem Dickicht des Waldes treten bietet sich uns ein atemberaubender Ausblick bis nach Gibraltar, unserem nächsten Ziel.
Gibraltar ist für uns ziemlich enttäuschend. Eine einzige Duty Free Einkaufsmeile mit Schmuck, Parfum und Alkohol, präsentiert in einem dicken Sturm, der die Zweige von den Bäumen reißt und dicke Regentropfen vom Himmel schickt.
Als wir in Marbella ankommen, ist von dem Sturm glücklicherweise nur noch eine dichte Wolkendecke übrig geblieben, die sogar bald den Weg für die Sonne frei macht. In der Altstadt reihen sich schöne Boutiquen aneinender und wir müssen aufpassen nicht in jedem Schmuckgeschäft unser Geld zu lassen. Bunte Blumen schmücken die Balkone und scheinen regelrecht ihre Blätter und Blüten auszustrecken in ihrer Unersättlichkeit nach den warmen Strahlen der Sonne. Die Cafés der Innenstadt eignen sich hervorragend zum Leute beobachten. Ob den dickbäuchigen und rot gebrannten Touristen oder die feine Dame mit großem Hut, hier sehen wir alles was unser Herz vergnügt. An der mit Souvenirläden und Touristenrestaurants ausgestatteten Strandpromenade lohnt es sich einen Jerez Sherry zu trinken und – bei Wellen – den Surfern zuzuschauen. Weiter aus der Stadt raus wird die Promenade zusehends leerer und schöner. Pompöse Villen säumen den Weg, umrankt von rosa Blumen und Palmen.
Marbella ist ein idealer Abschluss für diese wirklich wunderschöne Reise. Unter dem Einfluss maurischer Architektur umgeben von beeindruckender Natur wurden wir hineingezogen in eine für uns vergangen geglaubte Zeit. Saftige Schinken, herzhafte Tapas sowie ausgezeichnete spanische Weine brachten uns täglich neue Gaumenfreuden. Eine Reise, die ich gerne ein weiteres Mal machen würde.
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