Neuseeland Südinsel Reisebericht – Von den Marlborough Sounds bis nach Christchurch

Sanft bahnt sich das Boot durch die Wellen des Marlborough Sounds seinen Weg. Die Sonne scheint auf das tiefdunkle Wasser und ich genieße den Blick auf die dunkelgrünen hügeligen Wälder, die den Fjord umgeben. Schon nach wenigen Minuten Boots- und Autofahrt sind wir an unserem Ziel auf der anderen Seite des Fjords angekommen. Wir sind in Portage, einem kleinem Ort im Norden der neuseeländischen Südinsel, mit kaum mehr als einem Laden, einem Hotel und einem Restaurant sowie einigen Apartments in den umliegenden Hügeln. Auf dieser Seite des Fjords scheint das Wasser im hellen türkisblau, es ist fast wie in einer riesigen Lagune. Von der sich am Sound entlang schlängelnden Strasse haben wir fantastische Ausblicke auf immer neue Buchten. Hier geht auch der Weg des Queen Charlotte Tracks, einer der beliebtesten Wanderstrecken Neuseelands, entlang. Immer wieder begegnen uns junge enthusiastische Wandersleute. Vom Weg aus haben wir nicht immer so eine gute Sicht auf die Buchten, dafür sind wir mitten in einem Wald, umgeben von Bäumen und Farnen, die sich wie Palmen meterhoch über uns gen Himmel strecken. Foto unten: Marlborough Sounds

Am kommenden Tag wachen wir erst gegen Mittag auf. Wir genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit und frühstücken genüsslich auf der Terrasse unserer Pension, umgeben von Vogelgezwitscher und mit Blick auf die Bucht. Diese Landschaft gibt mir etwas beruhigendes, entspannendes und lässt mich all die vielen „wichtigen Dinge“ vergessen. Das einzige, was mich später immer wieder von meinem Buch ablenkt, ist das leise Geplätscher des Wassers, das an meine Füße schwappt.

Es ist Zeit weiter zu fahren. Es geht gen Westen, die Landschaft ist geprägt von Weinanbau und immer wieder bietet sich die Gelegenheit der Weinprobe, einer uns sehr willkommenen Abwechslung. Nach einem kurzen Stopp in Nelson, einer hübschen kleinen Künstlerstadt, landen wir in Marahau im Abel Tasman Nationalpark. Marahau selbst ist recht unspektakulär, bietet sich jedoch als idealer Ausgangspunkt zu Touren in den Nationalpark an. Wir buchen eine organisierte Tour für den kommenden Tag. Foto unten: Abel Tasman Nationalpark

Im Boot sitzend geht es im Schlepptau des Treckers an den Strand, wo unsere Truppe wie auch viele andere gekonnt mit dem Boot ins Wasser gelassen wird. Mit lautem Getöse geht es zum Onetahuti Beach gegenüber von Tonga Island. Die Insel und das darum herumliegende Tonga Marinereservat sind bekannt für Robbenkolonien und Delphine. Nach einer kurzen Einführung in die Welt des Kajakfahrens geht es unter fachkundiger Aufsicht in Richtung der Insel. Sobald wir aber aus der geschützten Bucht heraus sind, haben wir alle Mühe, das Kajak vorwärts zu bewegen. Mit 14-15 Knoten bläst uns der Wind entgegen und das Salzwasser peitscht uns ins Gesicht. Ich muss aufpassen, dass mir nicht der Hut wegfliegt, der mich vor der brennenden Sonne schützt. Die Route wird spontan geändert und wir sollen uns entlang der Küste bewegen. Mit aller Kraft paddeln wir uns Meter für Meter vorwärts und ich habe das Gefühl ein Überlebenstraining gebucht zu haben. Nach einer gefühlten Ewigkeit landen wir in einer kleinen geschützten Bucht. Die Tour muss abgebrochen werden, zu stark ist der Wind und zu hoch sind die Wellen. Zurück am Ausgangspunkt ist es bereits Mittag. Die Sonne brennt, die Blase drückt und der Magen knurrt. Da zaubert unser Guide himmlisches hervor: Heißen frischen Kaffee, Salat und Sandwiches, Kuchen und Kekse. Und das an einem blendend goldgelben Sandstrand umgeben von hügeligen tropischen Wäldern.

Den Rest der Strecke wandern wir entlang der Küste. Es bieten sich immer wieder atemberaubende Ausblicke

auf einsame, von großen Gesteinsbrocken umrandete Buchten. Kleine Bäche fließen unter den Wegen hindurch und in der Ferne sieht man einige Segelboote in der Ebbe am Strand liegen. Es ist ein unvergesslicher Tag, der uns wieder einmal die Schönheit der Natur vor Augen führt.

Am äußersten Nordwestzipfel der Südinsel liegt die Golden Bay. Hier sammeln sich schwarze Schwäne wie bei uns die gut gefütterten Enten in einem Dorfteich. Eine lang gezogene Landzunge trennt die ruhige Bucht von der wilden Tasmanischen See. Überhaupt befindet sich am Ende der Golden Bay ein bekanntes Vogelschutzrevier. Hier am Farewell Spit bevölkern im Sommern Scharen von Vögeln aus der arktischen Tundra die Gegend. Wir durchqueren die Landzunge und sobald wir auf der anderen Seite landen, schlägt uns plötzlich ein kräftiger Wind ins Gesicht. Mit voller Kraft entlädt sich das Meer hier. Meterhohe Dünen sehen aus wie fein geschliffene Meisterwerke.

Die Straße schlängelt sich die Westküste entlang Richtung Süden. Immer wieder halten wir an, ist es doch nach jeder Kurve scheinbar immer schöner. Wilder Regenwald grenzt an das ungestüme Meer. Es ist wie in einer verwunschenen Welt. Schilder, die auf überquerende Pinguine aufmerksam machen, kreuzen unseren Weg. Es ist fast ein wenig surreal.

Zwischen Westport und Greymouth halten wir an den „Pancake Rocks“. Durch Erosion haben die Kalksteinfelsen ihre namensgebende Form von Pfannkuchen erhalten und zeigen mit ihrem markanten Aussehen und berühmten „Blowholes“, durch die das Wasser lautstark in die Luft schießt, dem Besucher die Gewalt der Natur. Foto unten: Pancake Rocks

Beim Franz Josef Gletscher angekommen schüttet es wie aus Kübeln. Auch am nächsten Tag ist keine Besserung in Sicht. Die Straßen sind überflutet und teilweise gesperrt und die Touren zum Gletscher werden abgesagt. Vom Gletscher keine Sicht, alles ist in den Wolken gefangen. Wir fahren bis zum Fox Gletscher, aber auch dort sind alle Straßen gesperrt. Schließlich kommen wir weder vor noch zurück. Nach einigen Stunden hat sich die Lage beruhigt und die Straßen werden wieder frei gegeben. Ohne auch nur einen Blick der schneebedeckten Berge erhascht zu haben, geht es weiter bis Wanaka im Inland. Dieser ruhige kleine Ort konkurriert zunehmend mit Queenstown als Adrenalinhauptstadt des Südens, bietet aber noch immer eine sehr entspannte und ruhige Atmosphäre. Umgeben von Bergen, Gletschern und Seen bietet dieser Ort eine gute Ausgangsbasis für Unternehmungen in das wunderschöne Umland.

Wir sind unterwegs weiter gen Süden und stoppen in Arrowtown, einer alten Goldgräberstadt. Die noch gut erhaltenen alten Gebäude bieten uns schöne Geschäfte und Galerien um dem wieder einsetzenden Regen zu entkommen. Nur ein paar Kilometer weiter liegt Queenstown, ein quirliger kleiner Ort, der sich hervorragend zum Einkaufen, Feiern und dem Ausüben ausgefallener Sportarten eignet. Von hier aus fahren wir die Straße nach Glenorchy, eine etwa 40 minütige Tour am Lake Wakatipu entlang, bevor es weiter nach Te Anau geht. Berge türmen sich auf der anderen Seite des Sees auf, der je nach Sonnenlicht in unterschiedlichen Blautönen schimmert.

Te Anau ist unser Ausgangspunkt für den Milford Sound, einen 15 Kilometer langen Fjord, und Station für viele, die in dem umliegenden Fjordland einen der berühmten Trecks ausprobieren möchten. Bei 10-12 Grad und einem eisigen Wind freue ich mich über den Kauf meiner Possumsocken, die mir wenigstens die Füße warm halten. Hier scheinen sich Aussteiger, Hippies und Extremsportler gleichermaßen zu treffen. Ich komme mir vor wie in dem Film „Der Mann in den Bergen“, den ich als Kind so gerne gesehen habe, sehen doch viele so aus, als würden sie in einer abgeschiedenen Berghütte fernab jeglicher Zivilisation leben. Foto unten: Auf der Straße zum Milford Sound blühen die Blumen

Wir starten bei Sonnenaufgang unsere Tour zum Milford Sound. Die Straßen sind noch leer und so haben wir die imposanten Berge und Gletscher, die bis an die Straße reichen, fast für uns. Reißende Bäche werden gespeist von donnernden Wasserfällen. Eisblau scheint das Wasser langsam aus dem Schlaf zu erwachen. Ein Feld übersäht mit lila und pinkfarbenem Fingerhut hebt sich zwischen Bergen und Wildbach prunkvoll hervor.

Wir haben Glück, denn bei strahlend blauem Himmel erreichen wir unser Ziel. Majestätisch erheben sich die Berge rechts und links des Fjords. Wilde Vegetation umgibt die Berge, Wasserfälle stürzen sich aus großer Höhe hinab und Robben aalen sich in der Sonne. Eine beeindruckende Szenerie.

Auf dem Rückweg füllt sich die Straße mit Ausflugsbussen. Wilde Papageien sitzen den Touristen auf den Autodächern und eine Gruppe Asiaten winkt nun hinter jedem Fingerhut hervor.

Am nächsten Tag sind wir mitten in den Catlins, einer herrlichen Landschaft geprägt durch hügeliges saftig grünes Weideland voller Schafe, steile Felsküsten und einsame Strände. Andere berichteten uns von Pinguinen, die bis auf die Terrasse ihres Apartments kamen. Wir haben nicht so viel Glück, können jedoch zwei Pinguine von einer Beobachtungshütte aus sehen. Kurz vor dem Nugget Point haben einige Gelbaugenpinguine ihre Nester. Aus sicherer Entfernung schauen wir dieser gefährdeten Spezies zu, wie sie zwischen Meer und Gebüsch hin und her läuft. Der Gelbaugenpinguin ist eine der selteneren Pinguinarten und lebt überwiegend im südlichen Neuseeland. Geringste Störungen der gewohnten Umgebung würden zu einer weiteren Dezimierung der Population führen. Daher ist es wichtig den Pinguinen nur aus (für den Pinguin) sicherer Entfernung und leise zu begegnen.

Am Nugget Point angekommen bietet sich uns ein spektakulärer Blick auf den von steilen Klippen umgebenen Leuchtturm. Auf den Felsvorsprüngen sonnen sich Seelöwen und die Möwen suchen kreischend nach einem lauschigen Plätzchen.

Etwas weiter nördlich besticht die Otago Peninsula bei Dunedin durch ihre raue Schönheit. Grüne Hügel enden an wilden Stränden und dort, wo die Natur noch nicht der Rodung zum Opfer gefallen ist, sind sogar Pinguine zu sehen. So auch im Pinguin Place, einer Einrichtung zum Schutz und Erhalt der Gelbaugenpinguine. Fachkundig wird uns die Lebensweise und Bedrohung dieser niedlichen Tiere erklärt. Auf einer Führung durch eine „Aufzucht- und Pflegestation“ gehen wir leise durch in den Boden gegrabene Tunnel, die mit Sehschlitzen versehen sind. So können wir neben einigen ausgewachsenen Pinguinen auch Jungtiere beim Füttern beobachte, ohne dass diese uns bemerken und in ihrer natürlichen Lebensweise gestört werden.

Wir sind in der Baldwin Street, der steilsten Straße der Welt, in Dunedin. Die Steigung beträgt hier etwa 35 %. Ich frage mich, wie es wohl ist, wenn im Winter die

Straße mit Eis bedeckt ist und man die ca. 200 Meter lange Straße wegen eines Brötchens hoch und runter schliddern muss oder die Mülltonnen sich den Weg nach unten selbst suchen. Bevor ich aber eine Antwort auf meine Frage finde, sind wir schon auf der Weiterfahrt nach Moeraki ein paar Kilometer weiter nördlich. Die dort befindlichen Moeraki Boulders sind Felsgesteine, die sich über Jahrmillionen gebildet haben und dem kleinen Fischerdorf als Anziehungspunkt dienen. Foto unten: Moeraki Boulders

Kurz vor unserem nächsten Ziel, dem Mount Cook, suchen wir uns eine Unterkunft auf einer Farm auf dem Land. Hier scheint die Welt stehen geblieben zu sein. Ein mit Liebe angelegter Blumengarten verziert das hübsche Haus. Das kuschelige Wohnzimmer dient als Treffpunkt aller Reisenden, die sich viele Geschichten zu erzählen haben. So erfahren wir von dem nach Bungeejumping verrückten Spanier, der sich schon auf seinen nächsten Adrenalinkick, einen Sprung aus dem Flugzeug, freut. Ein Franzose genießt da lieber seine Ruhe beim Fliegenfischen in den klaren Bächen und Flüssen. Während der Hausherr schwungvoll in die Klaviertasten greift, kündigt die Kuckucksuhr die fortgeschrittene Zeit an.

Wir erreichen den Mount Cook in den frühen Morgenstunden. Der mit 3755 Metern höchste Berg Neuseelands ist noch in eine dichte Wolkenkette gehüllt. Voller Enthusiasmus gehen wir dem Riesen entgegen. Kurz bevor wir auf einer Aussichtsplatform ankommen, reißt plötzlich die Wolkendecke auf und wir haben freien Blick auf den Mount Cook und seine umliegenden majestätisch anmutenden Berge und Gletscher. Mir ist, als berühre das Gletschereis fast meine Füße. In beeindruckender Pose zeigen sich die schneebedeckten Gipfel und ich kann auf einmal nachempfinden, dass Bergsteiger von der Macht und Schönheit der Berge magisch angezogen werden.

Zur Linken der türkisblau schimmernde Lake Pukaki, zur Rechten Blumenwiesen und sanfte Hügel fahren wir zum Lake Tekapo, dem östlichsten von drei Gletscherseen in dieser Region. Aufgrund der feinen Sedimente im Wasser und gespeist vom Schmelzwasser der umliegenden Gletscher leuchten die Seen in herrlichsten Türkistönen. Der Ort Tekapo bietet neben einigen touristischen Einrichtungen und einer atemberaubenden Lage am See auch die wohl meist fotografierte Kirche Neuseelands, die Church of the Good Shepherd. Den weiten Blick über den See und das umgebende Bergpanorama empfand ich als einer der schönsten unserer ganzen Reise. Foto unten: Lake Tekapo

Die letzten Tage verbringen wir in der Nähe von Christchurch, auf der Banks Peninsula. In Serpentinen windet sich die Straße durch die hügelige Graslandschaft der Halbinsel bis wir das historische kleine Städtchen Akaroa erreichen. Hier kamen die ersten französischen Siedler an und alles ist auch heute noch sehr französisch geprägt. Kleine Boote ankern in der Bucht und hübsche kleine Pensionen laden zum Verweilen ein. Wir unternehmen eine Wanderung in die Umgebung Akaroas. Von den umliegenden Hügeln haben wir eine wunderschöne Sicht auf das Meer. Uns umgibt totale Stille. Fasziniert gehen wir durch Blumenwiesen und kleine Wälder, bis wir wieder auf einer Straße in Richtung Ortschaft landen. Alte, fast verwitterte Häuser mit wild rankenden Blumen- und Rosengärten säumen den Weg. Ich komme mir vor wie in einer Scheinwelt.

Die Sonne neigt sich gen Horizont und bei leckerem Lammfleisch und selbstgebrautem Bier genießen wir den Blick auf die Bucht. Gemeinsam mit einigen Schotten und Engländern trinken und lachen wir bis in die Nacht hinein. Einen schöneren Abschluss unserer Tour hätten wir uns kaum wünschen können.

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