Vorweihnachtszeit auf Rarotonga

Nach einer Reise um die halbe Erdkugel bin ich in tropischer Hitze am Flughafen auf Rarotonga gelandet. Ein älterer Herr spielt begeistert Ukulele und singt einheimische Lieder, um die Touristen willkommen zu heißen. Ich merke, wie sehr er seinen Job liebt. Sofort fühle ich mich von seiner Lebensfreude angesteckt und muss unwillkürlich lächeln.

Rarotonga ist die Hauptinsel der Cook Inseln

Rarotonga ist die größte der insgesamt 15 Cook Inseln mitten im Pazifischen Ozean gelegen. Mit dem internationalen Flughafen in der Hauptstadt Avarua bietet sie besonders für Neuseelandreisende einen idealen Zwischenstopp. Die Cook Inseln sind mit Neuseeland eng verbunden und einige Flüge auf dem Weg in das Land der „Kiwis“ bieten eine Unterbrechung der Reise auf dieser Südseeinsel an.

Die Insel ist wie viele andere in dieser Region vulkanischen Ursprungs. Das Inselinnere bietet mit Bergen voll tropischer Wälder und sich anmutig dahin schlängelnden Flüssen eine fast unberührte Natur. Um die Insel herum führt eine relativ flache Ringstraße, die in regelmäßigen Abständen von Bussen umfahren wird. Etwas weiter im Inland ist zum Teil auch noch die alte Straße um die Insel zu finden. Diese ist zwar weniger gut erhalten, bietet aber besonders für Fahrradfahrer eine interessante Möglichkeit, die Insel zu erkunden. Um die Insel herum liegt ein Korallenriff, welches bei Tauchern besonders beliebt ist. Die durch das Riff geschützte Lagune bietet attraktive Schwimm- und Schnorchelmöglichkeiten.

Ich bin am Aroa Beach, einem hübschen Strand im Westen der Insel. Palmen und Laubbäume säumen den fast leeren Strand. Einige Hütten sind verstreut zu finden, ansonsten dominiert die Natur. Die meisten Häuser sind entlang der Hauptstrasse und in den kleinen Seitenstraßen zu finden. Gut gepflegte Gärten und Häuser springen mir ins Auge. Wie ich erfahre, kommt demnächst das Amt vorbei und prüft die Sauberkeit. Also mäht jetzt jeder den Rasen, sammelt altes Laub ein, putzt und sorgt somit für ein sauberes Heim.

Markttag in Avarua und das Tiare Festival

Es ist Markttag in Avarua. Bunte Stände bieten lokale Produkte jeder Art. Vom frisch gegrillten Hähnchen, Obst und Gemüse über bunte Baströcke bis hin zu schwarzen Südseeperlen gibt es alles was das Herz begehrt. Viele Einheimische haben eine Blume im Haar, ob Kind, Frau oder Mann. Eine Blume hinter dem rechten Ohr signalisiert allen, dass die Person noch Single ist. Hinter dem linken Ohr bedeutet sie hingegen, dass man schon vergeben ist.

Foto oben: Auf dem Markt von Avarua bieten die Stände viel Obst und Gemüse.

Heute findet das Tiare Festival statt, ein Blumenfest mit der Wahl der „Miss Tiare“. Die Tiare Blume trägt wohlriechende Blüten und ist in Sachen Schönheit hoch angesehen. Einige der Teilnehmerinnen des Wettbewerbs laufen in Abendkleidern über den Markt, Männer tragen Hawaiihemden und Blätterkränze im Haar.

Plötzlich tauchen von überall her bunte blumengeschmückte Autos auf. Männer sitzen darin und trommeln polynesische Musik. Frauen winken in ihren farbenfrohen Kleidern der staunenden Menge zu. Teilweise sind die Autos unter der Masse der Blumen nicht mehr zu erkennen. Jedes Hochzeitspaar wäre neidisch auf solch eine märchenhafte und verschwenderische Blütenpracht an ihrem Hochzeitsauto.

Avarua, Hauptstadt Rarotongas

Avarua ist eine kleine sehr überschaubare Stadt mit etwa 2000 Einwohnern. Viele Geschäfte hier sind touristisch geprägt und bieten Perlen, Muscheln, Schnitzereien und Kleidung an. Bunte kleine Häuschen geben dem Ort eine hübsche Optik inmitten tropischer Pflanzen. Ein Café in einer kleinen Promenade lädt zum Verweilen ein. In dem einzigen Kaufhaus Avaruas laufen immer wieder die gleichen fünf Weihnachtslieder – das einzig weihnachtliche auf dieser Insel, das irgendwie eher witzig als festlich scheint.

Rarotonga hat eine sehr entspannte Atmosphäre. Die Straßen sind gesäumt von leuchtend roten Flamboyant Bäumen. In den Gärten der Einheimischen suchen die Hühner und Schweine nach Essbarem. Der Eisladen am Straßenrand verkauft zusätzlich Benzin, das an einsamen mickrigen Zapfsäulen in der Sonne vorgewärmt wird. Einheimische grillen am Strand und Kinder bewerfen sich gegenseitig mit Seegurken. Alles geht hier einen sehr gemächlichen Gang. Jeder ist freundlich und hilfsbereit und immer zu einem Lächeln aufgelegt.

Fruits of Rarotonga und die Muri Lagune

Bei „Fruits of Rarotonga“, einem Küstenabschnitt im Südosten, gehe ich Schnorcheln. Ich habe den ganzen Strand für mich alleine. Kein Hotel, kein Bungalow und somit kein Tourist ist zu sehen, nur Palmen und Meer. Kleine Felsenbrocken im Meer sind umgeben von bunten Fischen. Korallen wiegen sich im Rhythmus der Meeresströmung. Es ist eine angenehme Stille hier.

Nur ein kleines Stück weiter östlich komme ich an die Muri Lagune. Hier befinden sich viele Hotels und Gästehäuser an dem goldgelben Sandstrand. Kleine Inseln liegen wie gold- grüne Farbtupfer in der Lagune. Das Wasser schimmert türkisfarben in der Sonne. Die touristische Infrastruktur ist hier wesentlich ausgeprägter als an anderen Orten der Insel. Neugierig auf die vielen bunten Fische schnorchel ich in dem hüfthohen Wasser auf eine der vorgelagerten Inseln zu. Auf einmal attackiert mich ein Fisch. Der so genannte Triggerfisch verteidigt mit schnellen Attacken sein Revier, in das ich anscheinend eingedrungen bin. Auch wenn ich im Vergleich zu dem relativ kleinen Fisch (etwa 20 cm) größer und kräftiger bin, so beweist er allen Mut, mich zu verjagen, was ihm auch schließlich gelingt. In so einem Fall hilft am besten sein Areal zu verlassen, um kleinen Bisswunden vorzubeugen.

Kirchentag auf Rarotonga

Es ist Sonntag, Kirchentag. In strahlendem weiß hebt sich die kleine Kirche vom tiefblauen Himmel ab. Herausgeputzte Frauen in bunten Kleidern und geschmückt mit blumenverzierten Hüten treffen sich hier wöchentlich. Es ist ein schlichtes Gebäude, ausgestattet mit dunkelbraunen Holzbänken und vielen Pflanzen und Ventilatoren gegen die Hitze. Ein interessantes Miteinander mit Reden des Pfarrers und viel lautem Gesang reißt mich mit. Nach etwa zwei Stunden ist alles wieder vorbei. Gemeinsam wird dann im Gemeindehaus nebenan Kaffee getrunken und sich das Neueste erzählt. Foto unten: Zum Kirchentag auf Rarotonga tragen die Einheimischen hübsche Kleider und Hüte.

Das Nachtleben auf Rarotonga

Es ist später Nachmittag, als ich bei Ngametsua auftauche. Ich bin zum Abendessen bei einer einheimischen Familie eingeladen. Es gibt Hähnchen, Gemüse und – eine Delikatesse der Südsee – rohen Fischsalat in Kokosmilch. Es ist köstlich! Nach einem ausgiebigen Abendessen leihen wir uns das Moped von ihrem Bruder und machen uns auf zu einer Tanzvorstellung in einem nahe gelegenen Hotel. Zu heißen Hula-Rhythmen schwingen Frauen in Baströcken und mit Kokosnuss-Bikini ihre Hüften. Männer lassen ihre Knie in Schwindel erregendem Tempo schlackern und stampfen wild mit den Füßen. Es ist eine mitreißende Show.

Im Anschluss fahren wir nach Avarua in eine open-air Bar. Diskorhythmen klingen aus den Lautsprechern und übertönen das Rauschen des Meeres, das direkt an die Holzplanken der Bar plätschert. Einen Cocktail weiter überqueren wir die Straße und gehen in eine Diskothek. Eine Mischung aus moderner Popmusik und Hulaklängen lässt unsere Hüften kreisen. Als wir nach einer Weile wieder zurück fahren, blinkt uns am Straßenrand die bunte Weihnachtsbeleuchtung einer Bar entgegen. Bis auf wenige Einheimische ist der Laden fast leer. Wir setzen uns und lauschen den drei Ukulelespielern und Sängern auf der Bühne. Mit der Zeit füllt sich die Bar. Zwei Norwegerinnen betreten die Tanzfläche und begeistern alle mit einer einmaligen Tanzeinlage. Nach sechs Monaten Tanzstudiums auf Rarotonga beherrschen sie den Hüftschwung perfekt. Die ganze Bar ist hingerissen. Alle stehen auf und tanzen um die beiden herum. Ein krönender Abschluss für einen wahrlich gelungenen Tag!

Nach dem Sturm und über die Insel

Am nächsten Morgen regnet es leicht. Ich möchte mich unter die schützenden Bäume an den Strand setzen, aber den gibt es fast nicht mehr. Ein Ausläufer eines Sturmes hat die Insel letzte Nacht erreicht und den halben Strand weggespült. Dreck und Holzabfälle liegen nun auf dem letzten bisschen Sand herum. Die Einheimischen sind jedoch bereits dabei den Strand zu säubern und überschüssiges Holz zu verbrennen. Kinder tollen zwischen den Rauchschwaden herum und ein paar Hunde beäugen das Geschehen aus der Ferne heraus. Es dauert einige Tage, bis sich das Wasser beruhigt und der Strand wieder halbwegs zurück gebildet hat.

Foto oben: Nach einem Sturm säubern die Einwohner den Strand

In dieser Zeit habe ich den so genannten „Cross Island Treck“ gemacht, eine Wanderung quer über die Insel durch dichten Dschungel, über einen kleinen Berg und durch einen Fluss hindurch. Der Anfang des Weges ist kaum zu finden. Der Urwald ist so dicht gewachsen, dass ich vor einer Blätterwand stehe. Es geht bergauf und bergab, es ist rutschig und teilweise bin ich auf allen vieren gekrochen. Der Regen der vergangenen Tage hat alles aufgeweicht und ich muss aufpassen nicht auszurutschen. Völlig verschwitzt und verdreckt lande ich nach einigen Stunden an der Hauptstraße und erwische zum Glück gleich einen Bus zu meiner Unterkunft.

Ein außergewöhnlicher Souvenirkauf…

Eine Erfahrung der ganz anderen Art mache ich einige Tage später, kurz vor meiner Abreise. Ich möchte Ukulelen als Souvenirs kaufen. Jemand gibt mir den Tipp, es mal in dem Gefängnis zu probieren, da diese dort hergestellt werden. Per Anhalter fahre ich ins Hinterland und werde am Gefängnis von einem riesigen Mann begrüßt. Ich komme mir vor wie ein kleiner Wurm, der sich verirrt hat und den großen Würmer kauenden Vogel nach dem Weg fragt. Die Insassen stehen alle draußen beim Kochen und schauen mich teils erstaunt, teils belustigt an. Das Gefängnis selbst besteht nur aus einem verhältnismäßig kleinem Haus. Umgeben von saftig grünen Wiesen liegt es vor einem schönen Bergpanorama in idyllischer Landschaft. In einem kleinen Raum schaue ich mir eine Vielzahl hübscher Instrumente an und entscheide mich schließlich für zwei originell bemalte Ukulelen. Winkend verabschiede ich mich von der Kochmannschaft und spaziere an Wiesen vorbei zur Hauptstraße. Ein knallroter Pick-up mit zwei Frauen darin hält an und nimmt mich und meine neu erworbenen Souvenirs mit. Ich nehme auf der Ladefläche Platz und lasse mir genüsslich den Fahrtwind um die Nase wehen.

Es ist so schön bei so milder Luft und unter Palmen und leuchtend roten Bäumen hindurch zu fahren. Am liebsten wäre ich drei Mal um die Insel gefahren. So muss es den Hunden gehen, die sonst immer auf diesen Ladeflächen sitzen und die Nase in den Wind halten. Was kann es letztendlich schöneres geben, als die Erinnerung an die milde Meeresluft, geschwängert von dem Duft unterschiedlichster Blüten, mit nach Hause zu nehmen?

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